Montag, 14. Dezember 2009

QLD: The Wet Tropics

Wie bereits angekündigt, haben die beiden Schweden und ich uns nach dem Semester auf einen rund dreiwöchigen Road Trip begeben, um die Ostküste Queenslands abzufahren. Der genaue Plan wurde mehrfach diskutiert, verworfen und verändert, am Ende haben wir uns dann für das Modell „wenige, dafür längere Stops“ entschieden, was auf einer Karte so aussieht (dieses Mal mit dem Touchpad gezeichnet, daher leicht verwackelt):



Und für alle, die mit dem derzeitigen Wetter in Deutschland nicht so richtig warm (ha!) werden – das wird jetzt ganz, ganz hart für euch.

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Mit dem Flugzeug ging es von Sydney nach Cairns im feuchttropischen Norden Queenslands, und auch wenn zu Beginn alles versuchte, uns die Ferienstimmung zu vermiesen – der Flug ging bereits um 6 Uhr morgens, bei der Ankunft regnete es in Strömen und Martins Gepäck war noch in Sydney –, waren wir doch allesamt bester Dinge. Und siehe da, gegen Mittag klärte der Himmel auf, Jetstar schickte den fehlenden Koffer mit der nächsten Maschine hinterher und das Hostel entpuppte sich als die beste Backpacker-Unterkunft, die ich je aufgesucht habe (Free Brekkie! Free Barbie! Free Pancakes!). Als Carl dann noch seine (wohlgemerkt einzigen festen) Schuhe freudig in die Mülltonne warf, nachdem wir uns kurz zuvor alle mit Thongs (bevor es zu Verwechslungen kommt – so heißen hier Flip-Flops) eingedeckt hatten, hat das endgültig den Beginn der Ferien symbolisiert.

Cairns selbst trug allerdings wenig dazu bei. Die Stadt hat zwar über 100.000 Einwohner und gilt als die Tropenkapitale Australiens, hat aber an sich wenig zu bieten. Errichtet auf einem Mangrovenwald, hat die Stadt nicht einmal einen eigenen Sandstrand, weshalb man vor ein paar Jahren für mehrere Millionen Dollar an der Promenade eine künstliche Lagune angelegt hat, die im Endeffekt aber nicht mehr ist als ein großes öffentliches Freibad.

Aber man fährt ja auch nicht wegen der Stadt selbst nach Cairns, sondern wegen deren Nähe zu zwei der größten Natursehenswürdigkeiten Australiens: 30km vor der Küste liegt das Great Barrier Reef, im Hinterland erstreckt sich der Daintree Rainforest, der älteste tropische Regenwald der Erde. Um das Great Barrier Reef auch angemessen zu erkunden, hatten wir bereits im Vorfeld einen viertägigen Tauchkurs inklusive Zertifikat gebucht, der uns nach zwei Tagen Theorie und Training im Pool zwei weitere Tage aufs Riff hinausführte, das wir dann in bis zu 18 Metern Tiefe erkunden konnten. Ein beeindruckende Erlebnis, das natürlich, ebenso wie das Schnorcheln auf Fidschi, wieder müßig zu beschreiben ist. Zum Glück hatten wir dieses Mal eine Unterwasserkamera dabei, und da ein Bild bekanntlich mehr sagt als tausend Worte und ich gerade weder Lust noch Zeit habe, hier jetzt 5000 Worte zu schreiben:

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Danach musste dann natürlich der Regenwald her, weshalb wir eine eintägige Bustour gebucht hatten, die ich jetzt in bewährter Fotoromanmanier kommentieren werde. Erster Stopp war eine Bootsfahrt auf dem Daintree River, der direkt in den Pazifik mündet und daher sowohl Salz- wie Süßwassertiere beherbergt, darunter auch rund 600 Krokodile, von denen wir aber leider nur einige kleinere Jungtiere zu Gesicht bekommen haben:

Danach ging es auf eine kleine Wanderung durch den Regenwald, leider an einer Stelle, an der vor wenigen Jahren ein Zyklon seine Spuren hinterlassen hat, weshalb die Vegetation nicht ganz so dicht war, wie man sich das vielleicht gewünscht oder erwartet hätte. Interessant war es dennoch, besonders mit dem Wissen im Hinterkopf, dass sich viele der Pflanzenarten hier seit mehreren Millionen Jahren kaum verändert haben:

James Cook hat dem Gebiet den wenig schmeichelhaften Namen Cape Tribulation (=Kap Trübsal) verpasst, nachdem seine Endeavour auf dem Riff aufgelaufen und fast gesunken ist (der höchste Berg der Gegend heißt dann treffend auch Mount Sorrow). Cape Tribulation Beach, laut Reiseführer der Strand, an dem Cook das Land zuerst betreten hat, wird dem Namen zum Glück nicht gerecht:

Auf der Rückfahrt stoppten wir zuerst an einem recht schönen Aussichtspunkt, dessen Namen ich leider vergessen habe. Daher ein bisschen Trivia: Vor der Küste befindet sich eine kleine Insel mit zwei großen, symmetrischen Hügeln, die von der lokalen Bevölkerung „Dolly Parton Island“ genannt wird. Hat zwar mit dem Bild jetzt wenig bis gar nichts zu tun, illustriert aber wieder einmal hervorragend den Humor der Australier.

Es folgten noch Mossman Gorge, eine der wenigen Schluchten in der Gegend, die nicht mit Krokodilen bevölkert ist und daher an ruhigen, wasserarmen Tagen zum Baden einlädt, und schließlich noch das Dorf Port Douglas, das sich in den vergangenen Jahren ein wenig den Ruf „Das St. Tropez Queenslands“ erarbeitet, auf mich aber immer noch einen recht beschaulichen Eindruck hinterlassen hat.

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Am nächsten Tag stand dann die erste große Fahrtetappe auf dem Plan, an einem Tag mussten wir die rund 700 km nach Airlie Beach schaffen. Ich wurde am Vorabend als erster Fahrer ausgelost, da das Nachtleben in Cairns aber genauso enttäuschend wie der Rest der Stadt ist, hat es mir aber auch wenig ausgemacht, es etwas ruhiger angehen zu lassen. Die beiden Schweden konnten dennoch kaum geradeaus gehen, als wir am morgen unser Auto für die nächste Woche – ein knallgelber Hyundai Getz – abgeholt haben.

Es wäre ja nur logisch zu vermuten, dass Australien bei den gigantischen Entfernungen zwischen den Siedlungen (Queensland allein ist fünfmal so groß wie Deutschland und beheimatet gerade mal 4 Millionen Menschen, wovon mehr als die Hälfte bereits in Brisbane und Gold Coast leben) ein ausgezeichnetes Straßennetz bietet, aber Pustekuchen. Der Bruce Highway, der quasi die gesamte Ostküste verbindet, besteht zu 99% der Strecke aus einer Spur in jede Richtung und erlaubt oft nur 80 km/h. Spaß macht die Fahrt trotzdem, da vor allem die tropische Umgebung südlich von Cairns mit endlosen grünen Regenwäldern und Zuckerplantagen einiges fürs Auge bietet. Ungefähr ab Townsville ändert sich die Vegetation merklich zu trockenerem Farmland, und würden nicht immer mal wieder ein paar Kängurus am Straßenrand entlanghoppeln oder ein riesiger, die Straße überquerender Waran eine Vollbremsung erfordern, könnte man fast meinen, man fahre durch die ländlichen Vereinigten Staaten (oder zumindest wie ich mir das vorstelle). Da meine Kamera im Kofferraum war und ich die Fotos der Schweden noch nicht habe, müsst ihr euch aber vorerst mit dieser Beschreibung begnügen.

Gegen Abend waren wir dann in Airlie Beach angekommen und bezogen für eine Nacht Quartier im Bush Village Backpackers Hostel, das dem Namen alle Ehre machte und mehr an eine improvisierte Bush-Unterkunft denn gewöhnliche Hostel-Anlage erinnerte. Aber gut, mehr als ein einigermaßen komfortables Bett braucht es in der Situation ja auch nicht, dachte ich mir, bis ich dann im Halbschlaf kurz nach Mitternacht plötzlich einen Druck auf meiner Bauchdecke wahrnahm, schlagartig die Augen öffnete und im Dunkeln einen schwarzen Schatten auf meiner weißen Bettdecke sah. Reflexartig hatte ich meine Bettdecke über das unidentifizierte, ungefähr faustgroße Objekt gestülpt und mit meiner Hand umschlossen. Rund eine Minute verharrte ich in dieser Position, und genau in dem Moment, in dem ich mir dachte, dass ich mich wohl ziemlich lächerlich verhalte und wohl nur etwas aus dem Bunkbed über mir heruntergefallen ist (wenn auch in einem recht komischen Winkel), bewegte sich das Etwas…

Welch perfekter Zeitpunkt, um den Bericht zu unterbrechen und ein anderes Mal fortzusetzen!

1 Kommentar:

  1. Oh Gott, was, wenn es ein Killerdings war und Julian umgebracht hat? Übler Cliffhanger!

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