Nach drei Essays und einer Klausur innerhalb von zwei Wochen kann man sich schon mal ein bisschen Urlaub gönnen. Und was könnte da näher liegen als ein paar Tage Strandbad Warnemünde? Eben, so einiges. Daher ging es auch nicht an die Ostsee, sondern nach Fidschi.
Der Plan sah wie folgt aus: Samstagabend in Nadi (gesprochen: nandi) auf der Hauptinsel Viti Levu ankommen, einen Tag Nadi erkunden und danach täglich eine der Inseln der Yasawas und Mamanucas abklappern. Hat insgesamt auch recht gut funktioniert. Damit das Ganze etwas anschaulicher wird, erstmal eine Karte der Region, unsere Route habe ich in Rot nachgezeichnet:

Wenn man abends in Nadi aus dem Flugzeug steigt, wird man zuerst von der unglaublich hohen Luftfeuchtigkeit, dann von einem Schwall „Bula!“, meist aus den Mündern euphorischer Tour-Anbieter, erschlagen. Bula (wortwörtlich: Leben) ist in erster Linie die Standardbegrüßungsfloskel Fidschis, wird aber ähnlich inflationär verwendet wie „Aloha“ auf Hawaii, unter anderem auch als „Prost!“. Es gibt ein Instrument namens Bula Box, quasi jedes Alltagsprodukt hat seine Bula-Marke (Bula Water, Bula Soap, etc.) und Songs in der Landessprache bestehen zu geschätzten 20% aus Bula-Rufen. Das Wort geht aber auch wirklich verdammt leicht von der Zunge.
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Tag 1: Viti Levu (Nadi)
Am nächsten Morgen war die Luftfeuchtigkeit noch ein bisschen höher – es regnete, wodurch größere Touren auf der Hauptinsel schon mal gestorben waren. Viele Anbieter hätte es aber sowieso nicht gegeben, da zusätzlich auch noch Sonntag war, was für die Bevölkerung Kirchen- und daraus folgend Ruhetag bedeutet. Fidschi ist zum Großteil christlich geprägt, weil die englischen Missionare bis auf wenige Ausnahmen – 1867 konnte Reverend Thomas Baker einen Häuptling nicht ganz von seiner Vorstellung von Religion überzeugen und wurde daraufhin von dem Stamm gegessen, wofür sich das Dorf 2003 (lieber spät als nie!) bei Bakers Nachkommen entschuldigte – recht erfolgreich waren. Außerdem gibt es durch den großen Anteil an Indo-Fijians, Nachfahren von Indern, die von den Engländern zum Arbeiten nach Fidschi gebracht wurden, auch zahlreiche Hindus, weshalb in Nadi auch einer der größten (und mit Sicherheit, wie man gleich sehen wird, auch farbenfrohsten) Hindu-Tempel außerhalb von Indien zu finden ist.
Weitere Anzeichen für den großen Einfluss Indiens auf Fidschi: Viele Geschäfte tragen „Patel“ im Namen, es gibt an jeder Ecke indische Restaurants und Pepsi macht mit Shah Rukh Khan Werbung:
Leider ist der Sri Siva Subramaniya Tempel auch schon die einzige Sehenswürdigkeit in Nadi, weshalb neben einem verdammt guten indischen Essen (inklusive dem besten Orangensaft, den ich je getrunken habe) für umgerechnet rund 5€ nur noch unsere erste Kava-Zeremonie erwähnenswert ist. Kava ist eine Pfefferart, deren Wurzel gemahlen als Pulver die wichtigste und neben Wasser auch einzige Zutat des gleichnamigen Nationalgetränks der Fidschi-Inseln ist. Das Zeug sieht aus wie Brackwasser, schmeckt nicht ganz so schlimm und betäubt nach dem ersten Schluck die Zunge, mit jedem weiteren breitet sich die leichte Narkosewirkung dann über den ganzen Körper aus. Nach einigen Bolis (die halben Kokosnussschalen, aus denen Kava traditionell getrunken wird) stellt sich dann fiji time ein, womit die Fidschianer ihr allzu loses Verständnis von Zeit beschreiben. Auf den Inseln läuft wirklich alles langsamer ab, wobei aber allein schon die Hitze es eigentlich unmöglich macht, sich auch nur annähernd in Normalgeschwindigkeit zu bewegen.
Da uns am nächsten Morgen um sieben Uhr („real time, no fiji time!“) der Bus zum Hafen erwartete, war es uns aber ganz recht, dass Nadi sonst nicht allzu viel zum erkunden hermachte und wir so am späten Nachmittag bereits wieder im Hostel waren, um dort bei ein paar Fiji Bitters den Tag zu beschließen.
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Tag 2: Tavewa
Der Bus war überraschend pünktlich und brachte uns nach Port Denarau, eine kleine Hafensiedlung für reiche Weiße, die nur aus Villen, Golfplätzen, einem Hard Rock Café und eben dem Hafen selbst besteht. Wir hatten uns zuvor einen Bula (da ist es schon wieder!) Combo Pass gekauft, der uns erlaubte, beliebig oft mit dem Yasawa Flyer zu fahren, einem großen Katamaran, der täglich die meisten Inseln der Yasawas und Mamanucas ansteuert. Außerdem waren im Preis bereits sechs Übernachtungen und täglich drei Mahlzeiten in den Resorts auf den Inseln enthalten. Wir hatten uns grob überlegt, im Norden anzufangen und uns dann nach Süden durchzuarbeiten, wo wir genau hingehen, haben wir uns immer erst auf dem Schiff überlegt.
Für den Anfang wählten wir ein Resort auf der Insel Tavewa, eine der nördlichsten besiedelten Inseln der Yasawas. Tavewa ist wie alle Inseln der Yasawas vulkanischen Ursprungs und hat den ungemeinen Vorteil, direkt an der sehr treffend benannten Blue Lagoon zu liegen, die ja bereits Brooke Shields berühmt gemacht hat:
Ein erstes Erlebnis war aber bereits die Art, wie man überhaupt auf die Insel kommt. Der Yasawa Flyer steuert die Inseln nämlich nicht direkt an, sondern stoppt auf Höhe der Resorts auf offener See. Die Resorts schicken dann Dingys (kleine, nicht sehr sicher erscheinende Boote mit Außenbordmotor, zu sehen auf dem Bild oben) los, auf die auf offener See umgestiegen wird und die einen dann zu den jeweiligen Resorts bringen. Bei der Abreise wird dann das gleiche Spiel umgekehrt gespielt.
Tavewa hat neben der Nähe zur Blue Lagoon noch einen weiteren entscheidenden Standortvorteil: Direkt an den Strand schließt (so heißt es zumindest im Reiseführer) eines der schönsten Korallenriffe der Yasawas an (das Resort hieß daher auch Coral View Resort), das wir am nächsten morgen ausgiebig erschnorchelt haben. Abgesehen davon, dass wir uns aus eigener Dummheit einige ordentliche Schnitte an toten Korallen zugezogen haben, hat es sich auch gelohnt, denn das Riff war wirklich außerordentlich schön und bot Fische, Korallen und anderes Seegetier in so ziemlich allen Farbvariationen (mein Favorit: ein komplett königsblauer Seestern von rund 40 cm Durchmesser). Das muss auch so das erste Mal gewesen sein, dass ich mich aufgeregt habe, keine Unterwasserkamera zu besitzen (viele weitere Male sollten folgen) – daher müsst ihr euch jetzt mit ein paar Bildern des Resorts begnügen:
Das Wetter erscheint auf den Bildern im Übrigen schlechter, als es wirklich war. Es war zwar besonders am Nachmittag nach unserer Ankunft recht bewölkt, was sich aber als ideal für den ersten Tag auf den Inseln herausstellte, da dadurch die Hitze noch nicht so drückend war wie an einigen späteren Tagen und wir uns einigermaßen aklimatisieren konnten. Und es bot sich genug Gelegenheit, zum ersten Mal auszuprobieren, wie unschlagbar die Kombination Fiji Bitter + Hängematte ist:
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Tag 3: Naviti
Der nächste Tag begann erneut recht früh, da Frühstück auf 7 Uhr und Auschecken auf halb neun angesetzt war, auch wenn der Yasawa Flyer die Insel erst gegen Mittag erreichte. Als nächstes Ziel wurde die Insel Naviti auserkoren, genauer gesagt die Natuvalo Bay, die an ihrem langen Sandstand gleich drei Backpacker-Resorts nebeneinander beherbergt. Wir entschieden uns für das Korovou Eco-Tour Resort, das zwar noch mal 20 Fidschi-Dollar Aufpreis kostete, qualitativ aber auch deutlich über dem vorherigen Resort lag und von allen dreien auch die meisten Gäste hatte. Darunter auch einen überaus freundlichen, ungefähr 20-jährigen Deutschen, der es beim Frühstück innerhalb von fünf Minuten geschafft hatte, sich jeden am Tisch zum Feind zu machen.
Allzu viel gibt es über den Aufenthalt dort aber nicht zu erzählen, da wir das Konzept der fiji time völlig verinnerlichten und der Tag äußerst relaxt angegangen wurde. Kein Wunder, bei dem Blick aus dem Zimmer:
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Deutlich mehr haben wir am nächsten Tag erlebt, doch da das hier schon recht ausführlich wurde, verschieb den Bericht über den Rest der Fidschireise mal auf später und springe zum Abschluss stattdessen kurz in die Gegenwart. In Sydney war heute Morgen nämlich helle Aufregung, da spontan die Apokalypse einsetzte und sich der Himmel in ein leuchtendes Orangerot verfärbte. Ich hab leider vergessen, selbst Bilder zu machen (ehrlich gesagt weil ich mich zwar schlaftrunken kurz über das rötliche Licht, das durch das Fenster drang, wunderte, mich dann aber umdrehte und weiterschlief), daher müsst ihr euch einer schicken Slideshow des Sydney Morning Herald begnügen.
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