Freitag, 25. September 2009

Tropic Thunder (cont.)

Down Under geht’s drunter und drüber. Nicht nur wird Sydney von Sandstürmen heimgesucht, die spontan den Himmel verfärben, nein, nun tauchen auch noch Killerkaninchnen auf und terrorisieren Cairns. Deshalb schnell zurück zu Fidschi.

Tag 4: Naviti Reloaded

Nach Naviti war eigentlich geplant, den nächsten Tag auf Manta Ray Island zu verbringen. Die kleine Insel heißt so, weil sie nicht weit von Naviti in einer Meerenge liegt, die saisonal gerne von Mantarochen durchschwommen wird und man dadurch auf der Insel oft die Gelegenheit dazu hat, die Tiere aus nächster Nähe zu betrachten. Da wir uns leicht außerhalb der Saison, die eigentlich von Juni bis August geht, befanden hätten wir aber auch ein bisschen Glück benötigt. Die Sache hatte sich aber schnell erledigt, da uns auf dem Yasawa Flyer nach einem kurzen Anruf mitgeteilt wurde, dass das einzige Resort auf der Insel komplett ausgebucht sei. Im Anschluss machte man uns jedoch ein äußerst verlockendes Sonderangebot für eines der hochklassigeren Resorts der Yasawas, das zwar nur eine Bucht weiter von unserem vorigen Resort lag, aber von allen in den höchsten Tönen gelobt wurde. Wir sagten direkt zu und gingen nur sieben Minuten nach dem Betreten des Yasawa Flyers wieder von Bord.


Die Ankunft im Botaira Beach Resort hat dann auch gleich gezeigt, dass wir nicht allzu viel falsch gemacht haben. Der bisher beste Sandstrand, eine riesige bure (die im traditionellen Stil gebauten Hütten, in denen man in den Resorts untergebracht wird) und einschließlich uns genau 14 Gäste, weshalb nach den eher launigen Abende der vorherigen Tage mal wieder etwas Ruhe anstand. Der Blick aus der Bure war übrigens mindestens ebenbürtig mit dem in Korovou:

Ungefähr eine halbe Stunde nach unserer Ankunft gab es dann helle Aufregung: Einer der Spotter hatte in vorhin angesprochener Meerenge doch tatsächlich noch einen Mantarochen-Nachzügler entdeckt. Daher schnell die Schnorchelausrüstung zusammengesucht und rein ins Boot, um zu dem Fundort zu fahren.

Es ist natürlich besonders schwierig, ein solches Erlebnis zu beschreiben. Der Mantarochen hatte ein Spannweite von gut und gerne dreieinhalb Meter, gleitete ohne jede merkliche Anstrengung schnurgerade durchs Wasser und stoppte immer wieder, um mehrere Unterwasser-Salti zu schwimmen oder an der Wasseroberfläche die Flossen über dem Kopf zusammenzuführen. Bei all dem waren wir nicht mehr als einen halben Meter entfernt – es war schlichtweg atemberaubend.

Ebenfalls recht beeindruckend war ein aus sicher mindestens 500 Fischen bestehender Schwarm, der der ganz in der Nähe umherschwamm. Die einheimischen Fischer nutzten die Gelegenheit, um mit Speeren auf Fischjagd zu gehen, wodurch das englische Sprichwort „like shooting fish in a barrel“ gleich viel einleuchtender wurde. Einer der Fischer unseres Resorts hatte noch deutlich mehr Glück und zog (nicht mit dem Speer) einen ca. 70 cm langen Barsch aus dem Wasser. Als dann schließlich nach einiger Zeit die Boote von Manta Ray Island ankamen und gut 30 Schnorchler ins Wasser sprangen, um sich fortan gegenseitig die Taucherflossen ins Gesicht zu schlagen, wohingegen wir zuvor gerade einmal sechs Leute waren, wurde uns endgültig klar, dass das Botaira Beach Resort ein echter Glücksgriff war.

Das sollte sich auch beim Abendessen bestätigen. Es gab das traditionelle Festdinner Fidschis, genannt lovo, bei dem zuerst eine Grube gegraben und dort dann Feuer gelegt wird, was wiederum Steinplatten erhitzt, auf denen dann das in Bananenblätter eingewickelte Essen zubereitet wird. Es gab unter anderem Auberginen, mit Kokoscreme gefüllte Spinattaschen (eine sehr empfehlenswerte Kombination!), Hähnchen, Lamm – und den Barsch von vorhin. Das muss dann so ziemlich der frischeste Fisch gewesen sein, den ich je gegessen habe. Fairerweise gibt es jetzt keine Bilder vom Essen, sondern nur vom zeitgleichen Sonnenuntergang.



Nach dem Essen kamen dann noch die Bewohner des angrenzenden Dorfes in das Resort und führten traditionelle (ich benutz das Wort zu häufig, um Synonyme wird gebeten) meke-Tänze auf. So etwas wurde uns zwar auch schon am Abend zuvor versprochen, da hatten sich jedoch nur fünf Männer ihre Astralkörper mit Kokosöl eingerieben (Bonuspunkte für alle, die das Zitat erkennen) und versuchten zu billigen Synthiebeats die weiblichen Backpacker abzuschleppen. Die Vorführung in Botaira wirkte dann doch deutlich realistischer. Als Abschluss des Abends zeigten uns zwei junge Fidschianer dann noch am Strand, wie man Krabben fängt. Es ist mehr oder weniger unmöglich, die Dinger an der Oberfläche einzuholen, daher wartet man einfach, bis sie sich eingegraben haben und greift dann furchtlos in den Bau hinein – man lernt nie aus.

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Tag 5: Waya

Am nächsten Morgen schafften wir es dann, die beiden letzten Dorm-Betten in unserem nächsten geplanten Resort auf Waya zu reservieren und fragten uns, wie lange die Glückssträhne wohl noch halten würde. Dann kam der Sturm.

Am Abend sprach sich herum, wir hätten wohl das Glück gehabt, im Randgebiet eines Hurrikans zu sein. Wie viel davon stimmt, kann ich nicht beurteilen, daher ganz nüchtern: Es schüttete und stürmte den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch, wenn man auch nur 10 Sekunden ins Freie trat, war man klatschnass und die Wellen türmten sich immer höher auf. Ein besonderer Spaß war bei dem Wetter natürlich das Umsteigen auf offener See in das kleinere Boot, das uns dann zum Resort brachte. Immerhin: Die Wände und Dächer waren nach der letzten Flut extra gestärkt worden, und auch die Palmen hielten durch:

Sämtliche geplanten Aktivitäten waren dadurch natürlich gestorben (selbst das angekündigte Krabbenrennen wurde abgesagt). Glücklicherweise war das Resort mit einer großen und recht gemütlichen Bar ausgestattet, weshalb für den Rest des Abends das Motto „Asche zu Asche, Tod durch Flasche“ galt.

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Tag 6: Kuata

Am nächsten Morgen regnete es zwar immer noch, aber lang nicht mehr so stark wie am Vortag. Am frühen Nachmittag stand die Reise zur nächsten Insel an, Kuata, die südlichste Insel der Yasawas. Und siehe da, kaum gingen wir von Bord, klärte auch der Himmel wieder ein bisschen auf.

Dass es noch recht kühl war, hatte auch seine Vorteile. Der stickige, durch den Regenwald verlaufende Aufstieg zum 171m hohen Gipfel der Insel war noch einigermaßen erträglich, auch wenn man trotzdem ordentlich ins Schwitzen kam. Für die Aussicht hatte sich das aber ohne Zweifel gelohnt und nach kurzer Zeit kam sogar die Sonne raus, was den Ausblick noch verfeinerte:

(Die blauen Häuser links unten sind unser Resort, die Insel dahinter Wayasewa, dahinter Waya)

Am darauffolgenden Tag stand auf Kuata noch eine weitere Schnorcheltour an, dieses Mal aber in einem Korallenriff auf offener See. Erneut macht es wenig Sinn, die Farbenvielfalt zu beschreiben, ich kann eine solche Tour aber wirklich jedem empfehlen. Zum Abschluss gab es dann noch ein besonderes Schmankerl: Die Taucher vom Resort packten ein paar tote Fische aus, schnitten sie unter Wasser auf und lockten dadurch einen Riffhai an. Und auch wenn man weiß, dass die Tiere für den Menschen vollkommen ungefährlich sind (die Taucher haben ihn sogar aus der Hand gefüttert) und mit rund eineinhalb Metern Länge auch nicht sonderlich groß ausfallen, schlägt das Herz doch etwas schneller, wenn plötzlich einer hinter einem auftaucht.

Aus offensichtlichen Gründen gibt es natürlich auch davon keine Bilder, daher eine Reihe Fotos vom Resort und der Umgebung.





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Tag 7: Beachcomber Island

Zum Abschluss der Reise stand dann noch eine Insel der Mamanucas auf dem Plan: Beachcomber Island (ursprünglicher Name: Tai), eine dieser Inseln, wie man sie von den Postkarten kennt und die man in fünf Minuten zu Fuß umrunden kann. Strand, Palmen, ein paar Gebäude und das war’s. Die Unterkunft war im 120-Betten-Dorm, was aber abgesehen von ein paar betrunkenen Engländern, die sich mitten in der Nacht plötzlich kloppen mussten, recht gemütlich war. Ansonsten ist aber nicht allzu viel passiert, weshalb ich euch jetzt nochmal mit ein paar kommentarlosen Fotos neidisch mache:



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Am Flughafen zeigte sich dann im Übrigen noch die negative Seite von fiji time. Für die über 1000 Passagiere von drei gleichzeitigen Flügen standen genau sechs Zollbeamte zur Verfügung, die zusätzlich keinerlei Grund sahen, aus der gewöhnlichen Arbeitsgeschwindigkeit auszubrechen und Jonas‘ beispielsweise eine Minute lang Bewunderung für seinen zweiten Vornamen Maximilian („Like in Gladiator!“) aussprachen. Die Konsequenz daraus war die längste Schlange der Welt, die es völlig illusorisch machte, dass auch nur einer der drei Flüge pünktlich abheben konnte. Mit einer Stunde Verspätung ging es dann aber doch nach Sydney zurück.

Mittwoch, 23. September 2009

Tropic Thunder

Nach drei Essays und einer Klausur innerhalb von zwei Wochen kann man sich schon mal ein bisschen Urlaub gönnen. Und was könnte da näher liegen als ein paar Tage Strandbad Warnemünde? Eben, so einiges. Daher ging es auch nicht an die Ostsee, sondern nach Fidschi.

Der Plan sah wie folgt aus: Samstagabend in Nadi (gesprochen: nandi) auf der Hauptinsel Viti Levu ankommen, einen Tag Nadi erkunden und danach täglich eine der Inseln der Yasawas und Mamanucas abklappern. Hat insgesamt auch recht gut funktioniert. Damit das Ganze etwas anschaulicher wird, erstmal eine Karte der Region, unsere Route habe ich in Rot nachgezeichnet:

Wenn man abends in Nadi aus dem Flugzeug steigt, wird man zuerst von der unglaublich hohen Luftfeuchtigkeit, dann von einem Schwall „Bula!“, meist aus den Mündern euphorischer Tour-Anbieter, erschlagen. Bula (wortwörtlich: Leben) ist in erster Linie die Standardbegrüßungsfloskel Fidschis, wird aber ähnlich inflationär verwendet wie „Aloha“ auf Hawaii, unter anderem auch als „Prost!“. Es gibt ein Instrument namens Bula Box, quasi jedes Alltagsprodukt hat seine Bula-Marke (Bula Water, Bula Soap, etc.) und Songs in der Landessprache bestehen zu geschätzten 20% aus Bula-Rufen. Das Wort geht aber auch wirklich verdammt leicht von der Zunge.

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Tag 1: Viti Levu (Nadi)

Am nächsten Morgen war die Luftfeuchtigkeit noch ein bisschen höher – es regnete, wodurch größere Touren auf der Hauptinsel schon mal gestorben waren. Viele Anbieter hätte es aber sowieso nicht gegeben, da zusätzlich auch noch Sonntag war, was für die Bevölkerung Kirchen- und daraus folgend Ruhetag bedeutet. Fidschi ist zum Großteil christlich geprägt, weil die englischen Missionare bis auf wenige Ausnahmen – 1867 konnte Reverend Thomas Baker einen Häuptling nicht ganz von seiner Vorstellung von Religion überzeugen und wurde daraufhin von dem Stamm gegessen, wofür sich das Dorf 2003 (lieber spät als nie!) bei Bakers Nachkommen entschuldigte – recht erfolgreich waren. Außerdem gibt es durch den großen Anteil an Indo-Fijians, Nachfahren von Indern, die von den Engländern zum Arbeiten nach Fidschi gebracht wurden, auch zahlreiche Hindus, weshalb in Nadi auch einer der größten (und mit Sicherheit, wie man gleich sehen wird, auch farbenfrohsten) Hindu-Tempel außerhalb von Indien zu finden ist.


Weitere Anzeichen für den großen Einfluss Indiens auf Fidschi: Viele Geschäfte tragen „Patel“ im Namen, es gibt an jeder Ecke indische Restaurants und Pepsi macht mit Shah Rukh Khan Werbung:

Leider ist der Sri Siva Subramaniya Tempel auch schon die einzige Sehenswürdigkeit in Nadi, weshalb neben einem verdammt guten indischen Essen (inklusive dem besten Orangensaft, den ich je getrunken habe) für umgerechnet rund 5€ nur noch unsere erste Kava-Zeremonie erwähnenswert ist. Kava ist eine Pfefferart, deren Wurzel gemahlen als Pulver die wichtigste und neben Wasser auch einzige Zutat des gleichnamigen Nationalgetränks der Fidschi-Inseln ist. Das Zeug sieht aus wie Brackwasser, schmeckt nicht ganz so schlimm und betäubt nach dem ersten Schluck die Zunge, mit jedem weiteren breitet sich die leichte Narkosewirkung dann über den ganzen Körper aus. Nach einigen Bolis (die halben Kokosnussschalen, aus denen Kava traditionell getrunken wird) stellt sich dann fiji time ein, womit die Fidschianer ihr allzu loses Verständnis von Zeit beschreiben. Auf den Inseln läuft wirklich alles langsamer ab, wobei aber allein schon die Hitze es eigentlich unmöglich macht, sich auch nur annähernd in Normalgeschwindigkeit zu bewegen.

Da uns am nächsten Morgen um sieben Uhr („real time, no fiji time!“) der Bus zum Hafen erwartete, war es uns aber ganz recht, dass Nadi sonst nicht allzu viel zum erkunden hermachte und wir so am späten Nachmittag bereits wieder im Hostel waren, um dort bei ein paar Fiji Bitters den Tag zu beschließen.

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Tag 2: Tavewa

Der Bus war überraschend pünktlich und brachte uns nach Port Denarau, eine kleine Hafensiedlung für reiche Weiße, die nur aus Villen, Golfplätzen, einem Hard Rock Café und eben dem Hafen selbst besteht. Wir hatten uns zuvor einen Bula (da ist es schon wieder!) Combo Pass gekauft, der uns erlaubte, beliebig oft mit dem Yasawa Flyer zu fahren, einem großen Katamaran, der täglich die meisten Inseln der Yasawas und Mamanucas ansteuert. Außerdem waren im Preis bereits sechs Übernachtungen und täglich drei Mahlzeiten in den Resorts auf den Inseln enthalten. Wir hatten uns grob überlegt, im Norden anzufangen und uns dann nach Süden durchzuarbeiten, wo wir genau hingehen, haben wir uns immer erst auf dem Schiff überlegt.

Für den Anfang wählten wir ein Resort auf der Insel Tavewa, eine der nördlichsten besiedelten Inseln der Yasawas. Tavewa ist wie alle Inseln der Yasawas vulkanischen Ursprungs und hat den ungemeinen Vorteil, direkt an der sehr treffend benannten Blue Lagoon zu liegen, die ja bereits Brooke Shields berühmt gemacht hat:

Ein erstes Erlebnis war aber bereits die Art, wie man überhaupt auf die Insel kommt. Der Yasawa Flyer steuert die Inseln nämlich nicht direkt an, sondern stoppt auf Höhe der Resorts auf offener See. Die Resorts schicken dann Dingys (kleine, nicht sehr sicher erscheinende Boote mit Außenbordmotor, zu sehen auf dem Bild oben) los, auf die auf offener See umgestiegen wird und die einen dann zu den jeweiligen Resorts bringen. Bei der Abreise wird dann das gleiche Spiel umgekehrt gespielt.

Tavewa hat neben der Nähe zur Blue Lagoon noch einen weiteren entscheidenden Standortvorteil: Direkt an den Strand schließt (so heißt es zumindest im Reiseführer) eines der schönsten Korallenriffe der Yasawas an (das Resort hieß daher auch Coral View Resort), das wir am nächsten morgen ausgiebig erschnorchelt haben. Abgesehen davon, dass wir uns aus eigener Dummheit einige ordentliche Schnitte an toten Korallen zugezogen haben, hat es sich auch gelohnt, denn das Riff war wirklich außerordentlich schön und bot Fische, Korallen und anderes Seegetier in so ziemlich allen Farbvariationen (mein Favorit: ein komplett königsblauer Seestern von rund 40 cm Durchmesser). Das muss auch so das erste Mal gewesen sein, dass ich mich aufgeregt habe, keine Unterwasserkamera zu besitzen (viele weitere Male sollten folgen) – daher müsst ihr euch jetzt mit ein paar Bildern des Resorts begnügen:




Das Wetter erscheint auf den Bildern im Übrigen schlechter, als es wirklich war. Es war zwar besonders am Nachmittag nach unserer Ankunft recht bewölkt, was sich aber als ideal für den ersten Tag auf den Inseln herausstellte, da dadurch die Hitze noch nicht so drückend war wie an einigen späteren Tagen und wir uns einigermaßen aklimatisieren konnten. Und es bot sich genug Gelegenheit, zum ersten Mal auszuprobieren, wie unschlagbar die Kombination Fiji Bitter + Hängematte ist:

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Tag 3: Naviti

Der nächste Tag begann erneut recht früh, da Frühstück auf 7 Uhr und Auschecken auf halb neun angesetzt war, auch wenn der Yasawa Flyer die Insel erst gegen Mittag erreichte. Als nächstes Ziel wurde die Insel Naviti auserkoren, genauer gesagt die Natuvalo Bay, die an ihrem langen Sandstand gleich drei Backpacker-Resorts nebeneinander beherbergt. Wir entschieden uns für das Korovou Eco-Tour Resort, das zwar noch mal 20 Fidschi-Dollar Aufpreis kostete, qualitativ aber auch deutlich über dem vorherigen Resort lag und von allen dreien auch die meisten Gäste hatte. Darunter auch einen überaus freundlichen, ungefähr 20-jährigen Deutschen, der es beim Frühstück innerhalb von fünf Minuten geschafft hatte, sich jeden am Tisch zum Feind zu machen.


Allzu viel gibt es über den Aufenthalt dort aber nicht zu erzählen, da wir das Konzept der fiji time völlig verinnerlichten und der Tag äußerst relaxt angegangen wurde. Kein Wunder, bei dem Blick aus dem Zimmer:

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Deutlich mehr haben wir am nächsten Tag erlebt, doch da das hier schon recht ausführlich wurde, verschieb den Bericht über den Rest der Fidschireise mal auf später und springe zum Abschluss stattdessen kurz in die Gegenwart. In Sydney war heute Morgen nämlich helle Aufregung, da spontan die Apokalypse einsetzte und sich der Himmel in ein leuchtendes Orangerot verfärbte. Ich hab leider vergessen, selbst Bilder zu machen (ehrlich gesagt weil ich mich zwar schlaftrunken kurz über das rötliche Licht, das durch das Fenster drang, wunderte, mich dann aber umdrehte und weiterschlief), daher müsst ihr euch einer schicken Slideshow des Sydney Morning Herald begnügen.

Mittwoch, 9. September 2009

The easiest job in the world

...ist übrigens Wetterfrosch in Sydney. Mehr Wörter als "fine" und "sunny" braucht man eigentlich kaum:

Montag, 7. September 2009

Full House

Die meisten werden wissen, wie ich zu dem vermeintlichen Zusammenhang zwischen Plattenladensterben und Musikraubkopien stehe. Die Situation in Australien gibt mir dennoch zu denken übrig. Beobachtung 1: In Australien ist Internet schweineteuer und es gibt keine richtigen Flatrateangebote, was Downloads arg erschwert. Beobachtung 2: In Sydney wimmelt es nur so vor CD-Läden. Ich will jetzt natürlich keinen „Korrelation bedeutet Kausalität“-Schluss ziehen, dass man hier noch Musik im Laden kauft, kann und wird natürlich auch andere Gründe haben: Zum einen erschwert die Internetsituation ja auch legale Downloads, zum anderen und vor allem aber verlangen die Läden hier noch vernünftige Preise für CDs. Interessant ist die Sache dennoch, finde ich. Um mein Gewissen zu beruhigen, daher schnell zwei Alben gekauft.

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Heute beginnt tatsächlich bereits die siebte Woche des Semesters, womit am Freitag dann auch schon Halbzeit wäre. Das ist dann auch bereits der Grund, warum die Updates hier weiterhin nur sehr unregelmäßig kommen. Was die Arbeit unter dem Semester betrifft, wird hier in Australien deutlich mehr verlangt. Vergangene Woche waren zwei Essays fällig, am Donnerstag muss ein weiter eingereicht werden, am Freitag ist die Klausur in Marketing. Dafür ist dann mit der letzten Klausur auch wirklich Schluss, Arbeiten in den Semesterferien wie Hausarbeiten, Forschungsberichte etc. gibt es hier nicht. Und: In drei Wochen gönnt man uns netterweise eine Woche Spring Break, was wir wohl zu einem Ausflug nach Cairns nutzen werden.

Eine kleine Anekdote aus der vergangenen Uni-Woche: In Australian Media Studies diskutieren wir gerade viel über Werbung und aus welchen Gründen sie in welchen kulturellen Umfeldern ihre Wirkung erzielt. Ein Kommilitone sprach daher einen recht amüsanten Vorfall an: Microsoft werben auf ihrer Website mit einem Foto von einem Asiaten, einem Schwarzen und einer weißen Frau in einem Büro. Das Bild ist auf allen internationalen Microsoft-Websites dasselbe – bis auf in Polen, wo man den Schwarzen kurzerhand nachträglich durch einen Weißen ersetzt hat (und dabei klugerweise vergessen hat, die Hand nachzuretuschieren). Recht bizarr wurde die Sache allerdings dadurch, dass der Kommilitone ebenfalls behauptete, dass dies nicht bei Microsoft Polen, sondern bei Microsoft Deutschland geschehen sei und sich sofort eine Diskussion entwickelte, wie man das Vorgehen mit Deutschlands Geschichte vereinbaren könne und ob das jetzt ein typisches deutsches Verhalten sei. Die Diskussion war dann aber ziemlich schnell zu Ende, als ich anmerkte, dass der Slogan unter dem Bild eindeutig polnisch und eben nicht deutsch ist.

Und nachdem ich mich im vergangenen Eintrag bereits ausgiebig über das Verkehrssystem in Sydney ausgelassen hab, muss ich jetzt noch hinzufügen: Noch weniger Planung ist wohl in den Bau der Unigebäude geflossen. Ich hab hier beispielsweise ein Seminar in einem Gebäude, in dem nur die Stockwerke 3, 4 und 5 sowie 1 und 2 verbunden sind. Wer also aus dem vierten in den ersten Stock will, muss die Treppe in den dritten Stock nehmen, das Gebäude dort verlassen, eine Außentreppe zu einem Eingang in den zweiten Stock folgen und von dort die Treppe in den ersten Stock nehmen. Und das ist kein Einzelfall! Einen der Essays musste ich im „Media and Communications Office, Level 2, Holme Building“ abgeben. Dieses Office fand man (und im folgenden ist tatsächlich der einzig mögliche Weg beschrieben), in dem man das Holme Building über eine Außentreppe auf Level 3 betreten hat, durch einen Innenhof marschierte, den Rücktrakt des Gebäudes durchquerte, den Hinterausgang nahm und dort einer kleinen Außentreppe nach unten folgte, unter der sich dann den Eingang befand. Es hat ab dem ersten Betreten des Gebäudes sicherlich 20 Minuten gedauert, bis ich das Office gefunden hab, und auf dem Rückweg hab ich einige verzweifelte Kommilitonen getroffen, denen es genauso ging.

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Genug zur Uni, kommen wir zum deutlich weniger verwirrenden Drumherum. Seit einer Woche wohnt ja jetzt der gute Lamberty-John bei mir, außerdem hatte meine Mitbewohnerin Paola vor vier Wochen einen neuen Italiener angeschleppt, sodass das Sechs-Personen-Haus zwischenzeitig mit acht Leuten bevölkert war. Inzwischen ist der Landlord aber dahintergekommen, dass der Italiener hier inoffiziell einen Monat wohnte und hat ihn rausgeworfen, was kurzzeitig zu einigen Spannungen im Haushalt führte, weil offenbar einer meiner Mitbewohner den armen Massimo verraten hatte. Inzwischen ist die Situation aber einigermaßen bereinigt und alle vertragen sich wieder.

Richtig voll wurde das Haus am Tag nach Jonas‘ Ankunft, weil wir eine weitere Hausparty angesetzt hatten, die nochmals deutlich ausufernder als die vorherige Feier ausgefallen ist. Gesamtbilanz: Rund 40 Gäste, zwei zerstörte Fließen und die Erkenntnis, dass in Sydney die Polizei selbst bei nächtlichen Lärmbeschwerdeeinsätzen noch sehr entspannt und freundlich daherkommt. Nochmals weitaus epischer war aber die Feier am vergangen Freitag, die ungefähr unter folgender Beschreibung firmierte: Flatrate-Bad-Taste-Harbour-Night-Booze-Cruise. Das sah dann wie folgt aus: Ein paar Leute hatten eine Fähre samt großer Tanzfläche und DJ gebucht, die die Nacht hindurch quer durch Sydneys Hafen geschippert ist. Die Gäste zogen sich im Bad-Taste-Stil an, zahlten einmal Eintritt und bekamen dafür so viel Bier, Wein und Pizza, wie sie wollten. Ein Partykonzept, das man sich merken sollte. (Verwackelte) Bilder gibt’s davon auch genügend, die heb ich mir aber lieber für meine Rückkehr auf.

Damit es hier zwischendurch doch ein paar Fotos gibt, hier drei Bilder von einer kleinen Stadttour, die Gelegenheit für einige „Wir posieren vor den berühmten Sehenswürdigkeiten, um zu beweisen, dass wir auch wirklich da waren“-Fotos gab. Hier bin ich vor der Harbour Bridge, und zwar vom Opera House aus:

Das Opera House vom gegenüberliegenden Ufer. Man beachte bitte die Aufschrift des T-Shirts in Kombination mit dem gezeigten Gebäude:

Und ein Foto, das die Strapazen einer solchen Stadtwanderung ganz gut verdeutlicht:

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Gestern standen dann schließlich als Tagesausflug die Blue Mountains auf dem Programm. Mit dem Zug ging es daher zwei Stunden nach Katoomba, ein beschauliches 8000-Seelen-Kaff-turned-Touristenattraktion und die wichtigste Stadt in den Blue Mountains. Katoomba ist auf einem Hochplateau ungefähr 1000 Meter über dem Meeresspiegel am Rande von steilen Felsklippen gelegen, unter denen sich 250 – 300 Meter weiter unten das Jamison Valley erstreckt, eines der größten Täler der Blue Mountains. Überregional bekannt ist das Tal vor allem dafür, dass sich immer wieder Backpacker und Bushwalker heillos darin verirren (wie man auf den Bildern gleich sehen wird, ist das wohl auch nicht gerade schwierig). Ungefähr zeitgleich zu meiner Ankunft in Sydney ging beispielsweise ein 19-jähriger britischer Tourist verschollen, der nach zwölf Tagen (!) im Wald lebend von Campern gefunden wurde (hat man darüber auch in Deutschland berichtet?).

Die größte Attraktion von Katoomba sind aber nicht der fantastische Blick auf das komplett mit Eukalyptus-Regenwald überwucherte Jamison Valley oder die zigtausend Kakadus, die in den Wäldern leben, sondern eine Felsformation namens Three Sisters, der Legende nach drei Aboriginie-Schwestern namens Meenhi, Wimlah und Gunnedoo, die vom Stammesältesten in Stein verwandelt wurden, um sie in einer Schlacht zu beschützen – der besagte Stammesälteste starb dann aber während der Schlacht, und so müssen die armen Mädels noch so lange in der Gegend herumstehen, bis die Erosion sie vollständig abgetragen hat:

Ebenfalls auf den Bildern zu erkennen, ist der bläuliche Dunst über den Wäldern, hervorgerufen durch das Öl der Eukalyptusbäume, der dem Gebirge seinen Namen gibt. Wir haben den Tag vor allem mit einigen kürzeren, vorgegebenen Bushwalks entlang der Felsklippen verbracht. Außerdem haben wir uns ein Ticket für die Scenic World gekauft, wo man zuerst mit einer Glasbodengondel über eine rund 260 Meter hohe Schlucht schwebt, um dann mit der steilsten Seilbahn der Welt (54°, wirklich verdammt steil) in das Valley hinabzufahren und dort den Regenwald zu erkunden. Wirklich ein sehr lohnenswerter Ausflug, der Japaner in mir hat insgesamt über 300 Fotos gemacht – neuer Tagesrekord (mal gucken was Great Barrier Reef und tropischer Regenwald in Cairns so hergeben werden).

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Achja, im Kino war ich natürlich auch ein paar Mal. Da wäre natürlich der neue Tarantino, der trotz eines Durchhängers im zweiten Kapitel enorm unterhaltsame Inglourious Basterds, der ganz nebenbei bemerkt der erste viersprachige Film ist, an den ich mich erinnern kann (nimm das, Chungking Express!) – daher unbedingt in der Originalfassung angucken. So richtig, richtig gut ist auch District 9, eine im Dokumentarstil gedrehte – Multi-Alliteration ahead –, actionreiche Apartheids-Allegorie mit Aliens in Afrika. Lohnt sich. Ich bin dann mal meinen Wahlschein abschicken und hoffe, dass es sich ebenfalls lohnt.