Das mit den wöchentlichen Updates hat dann wohl doch nicht geklappt. Dafür wird es dann heute etwas umfangreicher und es gibt gegen Ende einige postkartentaugliche Bilder. Um dennoch an den letzten Eintrag anzuknüpfen, greif ich die „Die Welt ist ein Dorf“-Thematik erneut auf: Nochmals zwei Deutsche kennengelernt. Aus Allach und Moosach.
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Vergangenen Samstag hab ich mit den beiden Schweden ein Australian-Rules-Football-Match im Sydney Cricket Ground angeguckt. Da die Sportart im Rest der Welt ja nicht allzu bekannt ist, erst einmal eine kleine Einführung dazu. Am einfachsten lässt sich Footy als Mischung aus verschiedenen Ballsportarten und Krieg beschreiben. Zwei Teams à 18 Spieler versuchen auf einem ovalen Feld ein, um mal den Fachterminus zu benutzen, Rotationsellipsoid durch Torstangen zu schießen und schlagen sich dabei die Köpfe ein – spaßig. Erfunden wurde das Spiel um 1850 in Melbourne und ist auch heute noch vor allem in Victoria beliebt – 9 der 16 Teams der Australian Football League sind aus Melbourne, in Sydney dagegen mag man eher eine der beiden Rugby-Varianten. Meiner Meinung nach ist Aussie Rules Football aber deutlich unterhaltsamer. Wie das Ganze ungefähr abläuft, veranschaulicht folgendes Promo-Video ganz gelungen:
Es spielten die Sydney Swans, die einzige AFL-Mannschaft in ganz New South Wales, gegen die – natürlich – aus Melbourne stammenden St. Kilda Saints, wobei unser Team der klare Außenseiter war und im unteren Tabellenmittelfeld rumgurkte, während die Saints zuvor jedes Spiel der Saison gewonnen hatten. Trotz der klar verteilten Rollen wurde es dann ein sehr unterhaltsames Spiel, auch weil die nette Dame neben uns bei jeder Situation die passenden Regeln erläuterte und erklärte, warum dem einen Saints-Spieler so viel Hass entgegenkommt wie Jens Lehmann in der Allianz Arena. Am Ende gab es eine denkbar knappe 93:94-Niederlage für Sydney, weil die Saints in der buchstäblich letzten Sekunde noch den einen entscheidenden Punkt holen konnten. Nicht ganz das erhoffte Ergebnis – wir hatten uns selbstverständlich im Fan-Shop vor dem Stadion mit genug Material ausgestattet, um für echte Fans gehalten zu werden –, aber immerhin sehr spannend.
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Leider bedeutete die Niederlage für die Sydney Swans auch, dass sie nun keine Chance mehr haben, sich noch für die nun beginnenden Play-Offs zu qualifizieren. Die Möglichkeit, noch ein weiteres Spiel zu sehen wird sich daher so schnell nicht mehr bieten. Vielleicht muss ich mich doch mal mit den Cricket-Regeln auseinandersetzen.
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Die ersten Eindrücke von zwei Wochen Uni: Vor allem geht es hier deutlich familiärer zu. Die Dozenten, egal ob jetzt frischer Mittelbau oder altgedienter Professor, stellen sich grundsätzlich alle mit dem Vornamen vor, was ja generell eine australische Eigenschaft zu sein scheint, da sogar der Premierminister hier mit seinem Vornamen in den Wahlkampf zieht. Die Vorlesungen und Seminare laufen dementsprechend auch recht locker ab, auf der anderen Seite ist der Arbeitsaufwand, so weit ich das bis jetzt beurteilen kann, vor allem auch unter dem Semester deutlich höher als in Deutschland. In Marketing stehen beispielsweise zwei zweistündige Klausuren, drei Referate und eine Hausarbeit auf dem Plan.
Mit der Kurswahl bin ich soweit zufrieden. Neben Marketing wären da noch drei Media-and-Communications-Kurse: Australian Media Studies, wo in der ersten Sitzung Semiotik anhand von Beispielen aus The Simpsons und Friends erläutert wurde; Media Relations, wo wir für echte Unternehmen einen PR-Plan entwickeln und am Ende des Semesters eine Pressekonferenz halten müssen und im zugehörigen Tutorial von einem hauptberuflichen Band-Manager betreut werden, dessen erste Worte in der ersten Sitzung „Now that’s a fucking huge uni“ waren; letztlich noch Critical Practice in Media, der offenbar theorielastigste Kurs, wo es zum Anfang schon mal einige Texte von Bourdieu zu lesen gab. Was jetzt genau das Ziel des Seminars ist, weiß aber keiner.
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Um nun das Text/Bilder-Verhältnis mal wieder etwas auszugleichen, noch eine kurze Zusammenfassung des vorgestrigen Samstags. Auf dem Plan stand ein Besuch des Taronga Zoos, was allein schon deshalb empfehlenswert ist, weil man den Zoo per Fähre erreicht, die am Circular Quay, also genau zwischen Sydneys beiden größten Sehenswürdigkeiten, dem Opera House und der Harbour Bridge, ablegt, auf die andere Seite der Bucht schippert und dabei einen tollen Blick auf die Skyline bietet. Beweise finden sich hier:
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Der Zoo selbst ist auf einem sehr schicken Hügel errichtet (den Eingang erreicht man per Gondel) und bietet neben der Grundausstattung an Tieren eines jeden Zoos natürlich auch sehr viele australische Arten: Wombats, Wallabys, Kängurus (schmeckt im Übrigen ganz ordentlich), Schnabeltiere und jede Menge Koalas. Außerdem wird schnell deutlich, dass die englischsprachige Welt im Benennen von Tieren weitaus besser ist als die Deutschen: Der Taipan, die giftigste Schlange der Welt, hat hier den treffenden Namen Fierce Snake, die sperrige Gila-Krustenechse wird zum Gila Monster und der australische Schildsittich (mein absoluter Favorit) heißt schlicht und einfach Superb Parrot. In den Schlagzeilen ist der Taronga Zoo zurzeit, weil hier kurz vor meiner Ankunft ein Elefantenbaby auf die Welt gekommen ist, was in den hiesigen Medien einen ähnlichen Rummel wie uns‘ Knut verursacht hat. Am interessantesten war aber das Giraffengehege, weil die Kombination aus Giraffen und der Skyline Sydneys einen nicht ganz alltäglichen Anblick bietet:
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Nach dem Zoo sind wir noch ein wenig durch The Rocks gewandert, der älteste Stadtteil Sydneys (und nach Woolloomooloo auch der mit dem besten Namen). Hauptattraktionen: die etlichen alten Sandsteinhäuser, Lord Nelson Hotel, das älteste Hotel Sydneys und daher auch Australiens (wobei Hotel hier von Pub über Restaurant bis hin zu echtem Hotel quasi alles bedeuten kann – in dem Fall ist eine Mischung aus Pub, Brasserie und einigen wenigen Schlafzimmern) und die über allem thronende Harbour Bridge. Nun ist das Opernhaus zweifellos ein wunderschönes Bauwerk – das beeindruckendere Wahrzeichen Sydneys ist meiner Meinung nach aber die Harbour Bridge. Die Fotos werden den gigantischen Dimensionen der Brücke nicht wirklich gerecht, weil der Coat Hanger, wie die Einwohner sie nennen, mit seinen 50 Metern Breite, über 500 Metern Spannweite und rund 135 Metern Höhe in der Realität noch einmal deutlich größer wirkt. Daher zum Abschluss noch etwas Trivia: Das Anstreichen der Brücke ist die reinste Sisyphos-Arbeit und dauert rund zehn Jahre – ist das Team fertig, darf es daher direkt wieder von vorne beginnen.
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Schlussbemerkung für Kenner gewaltverherrlichender und pornographischer Hochliteratur: Der Präsident der University of Sydney Union, der größten Studentenvereinigung Australiens, heißt Patrick Bateman, was ich dann doch ein bisschen beneidenswert finde.




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