Mittwoch, 21. Oktober 2009

Spring Break (cont.)

Ein Ereignis aus Melbourne hab ich völlig vergessen zu erwähnen: In der Halbzeitpause des AFL-Finales wurde der Name des neuen, irgendwie mit Käse vermengten Vegemites bekannt gegeben. Das war zuvor drei Monate mit dem Label „Name me!“ in den Handel gekommen, jeder konnte dann online seinen Vorschlag einreichen (mir hat darunter „Vegemate“ am besten gefallen) und ein sicherlich hochbezahltes Marketing-Experten-Team hat dann den „besten“ Namen ausgesucht. Und zwar - Trommelwirbel – iSnack 2.0. Ich bezweifle, dass die australische Presse, ja gar das australische Volk sich jemals bei einer Sache einiger war, als bei der Lächerlichkeit dieses Namens. Aber zurück zum Road Trip.

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Nach dem Überangebot an Sehenswürdigkeiten an der Great Ocean Road (das fast schon zum Luxusproblem wurde, immerhin haben wir für die 300 km rund zwei Tage gebraucht und haben sogar ein paar Sachen weggelassen), sieht die restliche Strecke nach Adelaide ungefähr so aus:

Die verbleibenden 600 km sind wir deshalb an einem Tag gefahren, was bei einem Tempolimit von maximal 110 km/h (oftmals auch weniger) keine allzu aufregende Angelegenheit ist. Besonders wenn einem auf einem komplett geraden Streckenstück innerhalb einer Stunde genau ein einziges Auto entgegenkommt, wünscht man sich doch schnell deutsche Zustände zurück. Zwei besondere Ereignisse gab es auf der Fahrt aber dann doch noch.

Zum einen erreicht man an der Grenze zwischen Victoria und South Australia nicht nur einen neuen Bundesstaat, sondern auch eine neue Zeitzone. Allerdings beträgt der Unterschied nicht eine Stunde, sondern nur eine halbe. Ich bekomm beim Rechnen mit Zeitzonen eh immer schnell einen Knoten ins Gehirn, aber wenn man sich dann nicht einmal mehr auf die einstündigen Intervalle verlassen kann, setzt es endgültig aus. Und dann stand auch noch die Umstellung auf Sommerzeit an…

Zum anderen konnte ich in der lebhaften Metropole Kingston SE (knapp über 1000 Einwohner, zwei Tankstellen) zum ersten Mal eine australische Eigenart bewundern: ein sogenanntes ‚Big Thing‘. Um einen gewissen touristischen Wert zu erhalten, haben Dörfer entlang beliebter Reiserouten Mitte der 60er angefangen, überlebensgroße Skulpturen von Tieren und mehr oder weniger willkürlichen Objekten zu errichten. Inzwischen gibt es über 150 davon quer über den Kontinent verteilt, darunter die Big Banana (das erste Big Thing), natürlich den Big Koala (der sich sogar Giant Koala nennt), die Big Pineapple, aber auch abstrusere Objekte wie den Big Golden Gumboot und die Big Beer Can. Und in Kingston SE (das SE trägt es zur Unterscheidung von einem anderen Ort in South Australia, der ebenfalls Kingston heißt) steht der läppische 50.000 australische Dollar teure Big Lobster:

All hail Larry the Lobster!

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Adelaide haftet das Etikett an, die murder capital of Australia zu sein, was aber a) auch schon das aufregendste an der Stadt ist, weshalb es b) auch durchaus verständlich wäre, wenn Leute regelmäßig durchdrehen, was aber wiederum nur hypothetisch ist, da c) die Behauptung gar nicht stimmt, wie eine neue Untersuchung jetzt herausgefunden haben will. Ist letztlich auch vollkommen egal, denn so oder so bleibt Adelaide die langweiligste Millionenstadt, die ich je erlebt habe.

Dabei ist die Stadt wirklich bemüht darum, dass man sie mag. Fahrradverleih und Tram sind beispielsweise komplett kostenlos, ebenso gibt es in allen wichtigen Museen und Galerien freien Eintritt. Und natürlich ist das gesamte Stadtkonzept in der Theorie auch ganz ordentlich: Adelaide ist eine Planstadt, was erst einmal ein sinnvoll angelegtes, breites Straßennetz und schön definierte Stadtteile wie Marktstraßen etc. bedeutet. Außerdem hat man aus ästhetischen Gründen um den gesamten Stadtkern einen breiten Parkring gezogen, der das Zentrum von den Suburbs trennt. Genau darin liegt aber das Hauptproblem: Da im Zentrum nur 17.000 Menschen wohnen, ist die Stadt nach fünf Uhr, wenn die Studenten und Arbeiter in die Suburbs zurückgekehrt sind, komplett tot. Wir haben an beiden Abenden in Adelaide versucht, auszugehen, und beide Male waren die einzigen annähernd bevölkerten Orte die zentrale McDonald’s-Filiale (wird in Australien übrigens auch offiziell in der Werbung usw. als macces bezeichnet) und ein Club mit peinlichen Neon-Reklamen, der nur Haddaway und andere Eurodance-Verbrechen gespielt hat. In jeder anderen Bar (und es gibt ja doch einige) war maximal ein Tisch besetzt.

Auch ansonsten stecken die Fehler im Detail. Die Art Gallery of South Adelaide beispielsweise bietet einige beeindruckende Kunstwerke, nur müssen das Zufallstreffer zu sein, da die Auswahlkriterien sich unter „Wir stellen alles aus, was je ein Australier gefertigt hat“ zusammenfassen lassen. Ich habe selten so ein verquaste Zusammenstellung gesehen – da hängen sehr schöne Aborigine-Punktmalereien neben Kopien von Barockgemälden, die in den 1960ern von irgendwelchen Einheimischen gefertigt wurden, ebenso wie unglaublich kitschige Landschaftsbilder, für die sich sogar Bob Ross geschämt hätte, und zur Krönung eine rund sechs Quadratmeter große Aquarellmalerei, die sehr detailliert Zombies beim Sich-gegenseitig-Ausweiden zeigt. Aus irgendeinem Grund gibt es auch noch einen Raum, in dem nur deutsche Kunstwerke hängen.

Außerdem: Was bringt einem die beste Städteplanung, wenn architektonisch die meisten Gebäude dermaßen bieder und langweilig daherkommen. Ich würde die Stadt trotz der vielen Parks nicht einmal als sonderlich „schön“ beschreiben.

Ich könnte mich hier noch weiter auslassen, aber stattdessen gibt es zwei Fotos, die eigentlich alles über die Stadt sagen, was man wissen muss. Zum ersten Bild braucht man die Information, dass man tatsächlich in ganz Australien (oder zumindest überall, wo ich bisher hingekommen bin) die berühmten gelben „Achtung: Kängurus“-Schilder vorfindet. In Adelaide sehen die ein bisschen anders aus:

Das zweite Foto lass ich einfach kommentarlos stehen:

Aber was will man auch groß von einer Stadt erwarten, deren Name „Adelheid“ bedeutet.

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Auf dem Rückweg nach Melbourne wählten wir eine andere Route, um noch einen Tag in den Grampians, quasi den Blue Mountains Victorias, verbringen zu können. Es erwartet einen eine hübsche Wald- und Berglandschaft, die einem unter anderem Gelegenheit dazu gibt, Autos ansprechend in Szene zu setzen. Zum Beispiel unseren roten Toyota Corolla, von dem bisher ja noch ein Bild fehlte:

In direkter Umgebung des ersten Parkplatzes, an dem wir gestoppt hatten, konnte ich außerdem das erste Mal ein Känguru in freier Natur antreffen. Es sollten noch zig weitere folgen, aber das erste hat natürlich eine besondere Erwähnung verdient:

Ebenso erwähnenswert ist das Hostel, das wir uns im Zentrum der Grampians – die Weltstadt Hall’s Gap (rund 300 Einwohner) – ausgesucht haben. An der Rezeption fand sich nämlich kein Personal, sondern lediglich ein handgeschriebenes Schild mit den Preisen und dem Hinweis, man solle sich einfach ein freies Bett raussuchen, man sehe sich dann am nächsten Morgen. Am Abend schaute dann aber zumindest die Tochter des Besitzers vorbei und lud alle Gäste zu einem Lagerfeuer ein, um das sich neben allen jungen Leuten des Dorfes (also alle drei) auch keine zehn Meter entfernt mindestens dreißig Kängurus versammelt hatten, die so gewärmt in der Dämmerung ihr Abendessen zu sich nahmen. Unsere Vermutung, es handle sich bei dem Hostel um ein erst kürzlich umgerüstetes Familienhaus, bestätigte sich dann am nächsten Tag, als der Besitzer zum Kassieren gleich seine gesamte Familie mitbrachte und sich einer sehr Enkel lautstark über die vielen fremden Leute in seinem Haus beschwerte.

Den Tag haben wir dann mit gschmackigem und gschmeidigem Bushwalking durch die Berge verbracht, was mit einigen schönen Ausblicken belohnt wird:

Außerdem steht in Hall’s Gap noch ein sehr informatives Aboriginal Culture Centre, das einem mit der Bushfood-Platte des zugehörigen Restaurants zusätzlich die Möglichkeit bietet, seinen kulinarischen Horizont zu erweitern. Kurzfazit: Känguru schmeckt weiterhin okay und wie Wild, Krokodil hingegen nach zähem, alten Hühnchen. Wildente ist ziemlich lecker, am besten ist aber gegrilltes Emufleisch, das vom Geschmack her stark an Strauß erinnert, was ja wiederum wie gutes, saftiges Rindfleisch schmeckt.

Am frühen Abend ging es dann zurück nach Melbourne, wo wir noch einen weiteren Tag verbachten, aber über Melbourne hab ich ja im vorherigen Blogeintrag schon genug geschrieben.

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Zum Abschluss der/des Spring Breaks hatte ich mir noch eine Karte für das Parklife-Festival gekauft, das in Sydneys Moore Park quasi mitten in der Stadt stattfindet. Erste Erkenntnis: Auch Sydney macht keine Ausnahmen beim typischen Festivalwetter, nach zuvor drei Tagen Sonnenschein und über 30°C war es am Festivaltag regnerisch bei knapp 15°C. Loben muss man das Konzept des Veranstalters, auf den Bühnen Bands und DJs abwechselnd auftreten zu lassen, weil dadurch die Umbauzeiten quasi nichtexistent waren. Gelohnt haben sich die zehn Stunden Musik am Stück sowieso, unter anderem weil ich keinen der auftretenden Acts zuvor live gesehen hatte.

Nach den üblichen kleinen Lokalbands ging es los mit Art vs. Science aus Sydney, die recht stupiden, aber äußerst partytauglichen Elektrorock spielen und in Australien gerade dermaßen gehyped werden. Aus diesen Gründen war die Stimmung ziemlich fantastisch, und spätestens beim „Where’s Your Head At?“-Cover war dann jeder am springen. Die Autokratz konnten dagegen von vornerein nur abstinken, hatten aber neben den beiden ordentlichen Singles auch wenig zu bieten (Kurzer Trivia-Einschub: Immerhin ist die Bandgeschichte klasse. Kennengelernt haben sich die beidem vor einem Club, als der eine dem anderen auf die Schuhe gekotzt hat). Dazwischen gab es ein gutes DJ-Set von Beni, das danach folgende, eineinhalbstündige Set von Busy P hab ich aber kurzzeitig unterbrochen, um schnell auf den anderen Bühnen bei Little Boots (meh) und Lady Sovereign (dito) reinzugucken.

Großartig wurde es dann bei MSTRKRFT, die ja für einige meiner Lieblingsremixe verantwortlich sind, und vor allem bei Crystal Castles, die sich auch live so anhören, als stünde man auf Speed in einer Spielhalle, während man von einer hochgradig Verrückten von der Seite angeschrien wird. Der DJ variiert die Songs mit noch mehr schrägen Zwischenklängen, während die Sängerin wie wild auf der Bühne herumspringt und dabei durch einige Vocoder verzerrt etwas ins Mikro brüllt, das entfernt an die Lyrics erinnert - wunderbar! Danach folgten für mich Empire of the Sun, die auf den Parklife-Festivals (das Festival tourt innerhalb von einer Woche durch Sydney, Melbourne, Brisbane, Adelaide und Perth – überraschenderweise war das in Adelaide als einziges nicht im Vorfeld ausverkauft) ihre ersten Liveshows überhaupt hatten. Mit bombastischer Lightshow, zahlreichen Tänzerinnen und mehrfachen Kostümwechseln haben die sich dann auch nicht lumpen lassen, die Musik ist aber live, sieht man von den beiden tollen Singles einmal ab, genauso wie auf dem Album eher fad. Ein schöner Abschluss sowohl für das Festival als auch für die Ferien war dann das Konzert von La Roux, deren Sängerin sich am liebsten bei jedem Zuschauer einzeln bedankt hätte.

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Inzwischen ist Kraft Foods übrigens auf die Idee gekommen, dass iSnack 2.0 vielleicht nicht der beste Name war. Online hat man dieses Mal die Nutzer über den neuen Namen entscheiden lassen, gewonnen hat Vegimite Cheesybite.

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Spring Break

Ich habe Vegemite furchtbar Unrecht getan. Inzwischen habe ich den australischten aller Brotaufstriche noch einmal probiert und siehe da: wenn man weiß, was einen erwartet und wie man es portionieren muss (nämlich nur ganz hauchdünn aufstreichen), schmeckt das Zeug gar nicht so übel – als Katerfrühstück ist es gar ganz hervorragend. Das ist nur eine Erkenntnis, die ein Road Trip von Melbourne nach Adelaide und zurück während der (des?) einwöchigen Spring Break erbracht hat. Aber von Anfang an:

Es beginnt ein bisschen wie ein schlechter Witz: Mieten sich zwei Deutsche, ein Norweger und eine Australierin ein japanisches Auto. Genau genommen beginnt es aber noch ein bisschen früher, da der Rest bereits einen Tag eher nach Melbourne geflogen ist, ich aber noch Uni hatte und deshalb erst später nachreisen konnte. Im Flugzeug saß ich zufälligerweise neben einem Australier mit deutschen Eltern namens Wolfgang, der zusammen mit seinem Sohn in Sydney war, von seiner Frau am Flughafen abgeholt werden sollte und mir nach kurzem Gespräch anbot, mich in die Stadt mitzunehmen, damit ich mir die 30$ für den Shuttle-Bus sparen kann. Die Australier sind eben ein nettes Volk. Surreal wurde es aber, als er, der zuvor noch kein einziges deutsches Wort gesagt hatte, und seine Frau im Auto anfingen, sich in tiefstem Schwäbisch zu unterhalten. Ha, des isch scho verrückt, gell?

Am Anfang standen also zwei Tage Melbourne auf dem Plan. Die große Rivalität zwischen Sydney und Melbourne existiert bis heute und da ich in Sydney wohne, wird von mir natürlich automatisch erwartet, alles an Melbourne schlecht zu finden. Aber was soll ich sagen: Melbourne ist, soweit ich das nach dem kurzen Aufenthalt beurteilen kann, eine fantastische Stadt, die zwar einiges schlechter (das Wetter! Nicht umsonst wird die Stadt mit „Vier Jahreszeiten an einem Tag“ beschrieben), aber auch einiges besser macht als Sydney. Zu letzterer Kategorie zählt mit Sicherheit die Club- und Barszene. Die ganze Stadt ist voll mit wundervollen kleinen Bars und die Clubs spielen tatsächlich auch gute Musik. Ich hab Sydney noch keinen Club gefunden, der mich völlig überzeugt, in Melbourne war dagegen mit dem herrlichen, in einer verwinkelten Seitengasse versteckten „Croft Institute“ gleich der erste Abend ein Volltreffer. Am zweiten Abend hatte man uns die Brunswick Street empfohlen, durch ein Missverständnis sind wir aber im recht weit entfernten Stadtteil Brunswick gelandet, in dem es nur einen geöffneten Pub gab, der gerade von einer lokalen Punkband auseinandergenommen wurde. War dennoch spaßig.

Besagte Seitengassen sind auch so eine Eigenheit von Melbourne. Das Stadtzentrum ist zwar im klassischen Blocksystem angelegt, die Blocks werden aber immer wieder von oftmals kaum drei Meter breiten Gassen zerschnitten, in denen sich Cafés, Bars und kleine Läden ansammeln. Meistens tragen die Gassen den Namen der nächsten großen Straße (zur Flinders Street, der Hauptstraße des CBD, gehört z.B. die Flinders Lane), manchmal finden sich aber auch Abweichungen von dem System, wie zum Beispiel folgende, nach Melbournes berühmtesten Söhnen benannte Gasse:

Und manchmal finden sich auch recht dubiose Angebote:

Zeitgleich zu unserem Aufenthalt war übrigens das große AFL-Finale (kurz zur zeitlichen Einordnung: Ich bin mal wieder viel zu spät dran, das war bereits der Samstag vor zweieinhalb Wochen), weshalb, wie aufmerksame Leser bereits erahnen können, in der Stadt natürlich die Hölle los war. An so gut wie jedem Platz gab es Public-Viewing-Leinwände, vor denen (oder zumindest vor einer, alles andere wäre ja Schwachsinn) wir uns es auch gemütlich gemacht hätten, wenn nicht nach einem herrlichen Vormittag sich das Wetter spontan dazu entschieden hätte, die Stadt den Rest des Tages mit eisigem Dauerregen zu überziehen. Dank der höchsten Museen- und Kunstgalleriendichte der Welt (und das ist noch erstaunlicher angesichts der Weitläufigkeit der Stadt – so viele Einwohner wie Berlin, aber doppelt so groß) gibt’s aber auch bei schlechtem Wetter noch genug zu tun in Melbourne.

Erster Stopp war ein Museum, wie es besser auf mich nicht zugeschnitten sein könnte: Das Australian Centre for the Moving Image, das sich komplett Film, Animation und Videospielen widmet. Sehr faszinierend war eine Ausstellung zum neuseeländischen Künstler Len Lye, der sich durch „direkte Filme“ einen Namen gemacht hat: In „Free Radicals“ hat er beispielsweise mit Rasierklingen und ähnlichen Gegenständen die Animation eigenhändig in eine schwarze Filmrolle gekratzt.

Hauptattraktion des ACMIs ist jedoch eine riesige, dauerhafte Ausstellung namens Screen Worlds, die sich mit allen Facetten der Geschichte bewegter Bilder auseinandersetzt – von Laterna magica über den Wilhelm Scream bis hin zu Internet-Memes –, die mich dann direkt man drei Stunden beschäftigt hat. Spezielle Aufmerksamkeit wurde natürlich der australischen Filmszene zuteil (von Aboriginefilmen bis hin zu – I shit you not, fellow nerds! – Zero Punctuation), sodass ich auch einige Exponate zum größten aller Kinohelden aus Down Under, dem dieses Blog seinen Namen verdankt, bewundern konnte.

Nach dem Popkultur-Overload stand dann auch noch etwas Hochkultur auf dem Plan, da es in der National Gallery of Victoria gerade eine umfassende Ausstellung zu Salvador Dali gab. Mein persönliches Highlight war hier die Aufführung von „Destino“, einem erst kürzlich rekonstruierten Animationskurzfilm, für den Dali 1945 mit Walt Disney zusammengearbeitet hat, was mir zuvor völlig unbekannt war. Hat sich gelohnt, auch wenn die Ausstellung im Gegensatz zum ACMI sogar eine ordentliche Stange Eintritt gekostet hat.

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Ich könnte noch deutlich mehr zu Melbourne schreiben, habe es aber bei dem verlinkten Fotoalbum belassen, denn eigentlich sollte es hier ja um unseren Roadtrip gehen, was mir jetzt wieder die Möglichkeit gibt, eine Route aufzuzeichnen:

Erste Etappe des Trips war die berühmteste Straße Australiens, die Great Ocean Road, die ungefähr eine Stunde von Melbourne entfernt beginnt und sich dann rund 300km an der Pazifikküste entlangschlängelt. Die kurvenreiche Straße gilt völlig zu Recht als schönste Straße des Kontinents und lässt sich auch oft im Fernsehen bewundern, da so ziemlich jeder Automobilhersteller seine Fernsehspots hier dreht. Und da es wohl etwas unsinnig wäre, das alles nur zu beschreiben, wird sich dieses Blog jetzt kurzfristig in einen Fotoroman verwandeln.

Wenig spektakulär geht’s los in Torquay, dem offiziellen Beginn der Great Ocean Road. Im Sommer hätte das zugegeben aber wieder anders ausgesehen – da gilt Torquay nämlich als eine der Surf-Hauptstädte des Kontinents. Der Showdown von „Gefährliche Brandung“ wurde übrigens auch dort gedreht.

Das nächste Dorf auf dem Weg heißt Anglesea und bietet als größte Attraktion einen Golfplatz, auf dem auch einige Kängurus leben.

Viel wichtiger ist jedoch: Ab Anglesea führt die Straße dann wirklich direkt an der Küste entlang. Weil auf der Straße trotz des Bekanntheitsgrades recht wenig los ist, kann man sich im Übrigen auch ganz gut an das Fahren auf der linken Straßenseite gewöhnen.

Meine Fotos sagen mir jetzt, dass nach Anglesea folgender Leuchtturm gekommen ist, die genaue Geschichte dazu hab ich aber vergessen. Später gibt’s aber noch einen anderen Leuchtturm, über den kann ich dann mehr berichten.



Der nächste größere Ort auf der Strecke nennt sich Lorne und gilt als das belebte Zentrum der Great Ocean Road. Belebt bedeutet in dem Fall knapp 1000 Einwohner. Immerhin gibt’s 10 Minuten entfernt im Landesinneren die recht hübschen Erskine Falls zu sehen.

Und einen langen, unaufgeregten Pier haben sie auch.

Mir fällt gerade auf, dass ich kaum Bilder von der Straße an sich gemacht hab. Die folgenden Bilder sollten aber zumindest ansatzweise vermitteln, wie das so aussieht.


Da wir recht spät in Melbourne losgekommen sind und auch das Wetter, wie man sieht, nicht allzu berauschend war, haben kurz nach Lorne beschlossen, im nächsten „größeren“ Ort zu übernachten. Das war dann das beschauliche Apollo Bay, in dem nach 20 Uhr noch genau ein Laden geöffnet hatte – ein ordentlich überteuertes italienisches Restaurant. Aber man ist ja nur einmal in Apollo Bay.

Am nächsten Morgen war das Wetter zwar auch nicht besser, aber dafür lag der berühmteste Teil der Great Ocean Road noch vor uns. Nach Apollo Bay verlässt die Strecke aber erstmal die Küste und führt eine Zeit durch die Eukalyptuswälder des Cape Otway National Parks, die den geneigten Touristen einen wichtigen Punkt auf der Checkliste abhaken lassen: Koalabären in freier Wildbahn sichten.

Am namensgebenden Cape Otway steht dann ein erneuter Leuchtturm, dessen Einsatz ab 1884 sich durchaus bezahlt gemacht hat. Der Küstenabschnitt hier trägt nämlich den Namen „Shipwreck Coast“, der von den über 200 Schiffen stammt, die an den Klippen hier zum Großteil vor Inbetriebnahme des Leuchtturms zerschellt sind.



Ebenfalls an der Shipwreck Coast gibt es einen Aussichtspunkt namens Moonlight Head, der auf Klippen gelegen ist, die mit bis zu 120 Metern Höhe zu den höchsten des Festlandes zählen.



Ab Princetown geht’s dann wieder zurück an die Küste. Sehr sympathisch fand ich in Princetown ein Restaurant namens „Talk of the Town“, das seinen Namen sicher auch der Tatsache zu verdanken hat, zugleich auch das einzige Restaurant des Dorfs zu sein.

Nach Princetown sind es nur zehn Minuten zur bekanntesten Sehenswürdigkeit der Great Ocean Road: die „Twelve Apostles“, bis zu 60 Meter hohe Kalksteinfelsen, die frei im Meer stehen. Inzwischen sind sie durch Erosion bedingt zwar nur noch zu acht, dennoch sind die Apostel nach dem Uluru die meistfotografierte Attraktion Australiens. Wir haben natürlich auch unseren Beitrag dazu geleistet.



Die Küste bietet hier noch weitere schicke Felsformationen, zum Beispiel die Loch Ard Gorge, deren berühmtester Felsbogen aber im Juni dieses Jahres eingestürzt ist. Macht trotzdem noch was her.

Ebenfalls eingestürzt, aber bereits 1990, ist der erste Bogen der London Bridge, die seitdem nur noch London Arch heißt. Nette Anekdote hierzu: Als die Verbindung zum Land abbrach, saßen natürlich ausgerechnet gerade zwei Touristen auf der falschen Seite, die dann mit dem Helikopter zurück zum Festland geflogen werden mussten.

Ab da führt die Strecke dann wieder durchs Inland und endet schließlich in Warrnambool, wo wir dann auch übernachteten. Warnambool ist dank angrenzender Universität sogar eine etwas größere Stadt (~30.000 Einwohner), was bedeutet, dass die Pubs erst um 23 Uhr schließen.

Bekannt ist Warrnambool außerdem als beliebter Whale-Sighting-Spot, und am nächsten Morgen hatten sich sogar einige Wale in Strandnähe versammelt. Ich hatte mir das aber etwas aufregender vorgestellt:

(Die Wale sind die schwarzen Flecken hinter den Surfern).

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Gut, das war jetzt wieder eine ganze Stange an Text und Bildern, daher mach ich es wie beim letzten Mal, breche an dieser Stelle ab und werde dem Spring-Break-Bericht in den kommenden Tagen eine Fortsetzung verpassen. Vorschau: die Mordhauptstadt Australiens, frei lebende Kängurus und ein ausgezeichnetes Festival in Sydney.