Samstag, 25. Juli 2009

125 Bedford Street

Schock für alle Australier: Der Videotext (hier gibt es nur einen Sender, der einen angeboten hat) wird abgeschafft, weil das gesamte Konzept als zu veraltet und kostspielig angesehen wird. Fernsehen im Allgemeinen besteht hier zum Großteil aus Kochsendungen, Reality-Formaten, vielen Cricket-Liveübertragungen (ein Spiel dauert ja auch mehrere Tage) und noch mehr Werbung – im Schnitt ungefähr eine Werbepause mit drei-fünf Spots alle fünf Minuten. Selbst bei den Nachrichten gab es gestern drei Unterbrechungen. Aber das nur nebenbei bemerkt.

Zu den wichtigen Dingen: Wohnungssuche ist seit drei Tagen abgeschlossen, habe nun ein Zimmer in einem Haus in Newtown, in dem neben mir noch fünf weitere Studenten leben: zwei Schweden (Carl-Magnus, Martin), zwei Aussies (Zach, Anna) und eine Chilenin (Paola). Allesamt dufte Typen, auch wenn ich bei Anna oft kein Wort verstehe. Fieser Akzent, wirklich. Die ersten Tage hat hier außerdem noch ein lustiger Italiener gehaust, der sich noch auf Wohnungssuche befand, es sich solange günstig (sprich: für lau) auf der Couch im Wohnzimmer bequem gemacht hat und dann meist panisch aus dem Haus gestürmt ist, wenn zufällig mal der Landlord vorbeikam. Inzwischen ist der gute Angelo aber ins Nachbarhaus umgezogen, da wohnen dann gar 12 Studenten unter einem Dach.

Das Beste an der Bude hier ist aber die Lage: Newtown grenzt direkt an den Campus (zu Fuß sind es ca. 20 Minuten) und wird in Reiseführern gerne mal das „SoHo Sydneys“ bezeichnet. In der Hauptstraße, King Street, reiht sich Straßencafé (mit teils fantastischen Preisen – 6$ für ein Mittagessen) an Boutique an Pub, das über eine Strecke von gut einem Kilometer, und durch die Nähe zur Uni ist das Viertel fast ausschließlich von Studenten bevölkert. Und: Man bekommt hier - bis jetzt zumindest - mitten auf der Straße am frühen Nachmittag von zwielichtigen Gestalten kein Kokain angeboten, wie mir das vor meinem Hostel passiert ist (ich lehnte dankend ab).

Für Montag steht dann das erste große BBQ Barbie an – netterweise haben wir einen schicken, großen Grill im Garten –, was sich allein deshalb schon empfiehlt, weil Fleisch hier im Vergleich zu allem anderen geradezu lächerlich billig ist. Heute gab es schon mal saftige Lambchops zu einem Kilopreis von rund 4$. Sehr fein.

Damit das Ganze etwas anschaulicher wird, hier ein paar schnelle Fotos vom Haus und der Straße, der netten Bedford Street.

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Ebenfalls am Montag ist dann offizieller Semesterbeginn, wobei wir internationalen Studenten noch zwei Wochen Zeit haben, uns in alle Veranstaltungen, die uns interessieren, reinzusetzen und dann erst zu entscheiden, welche Kurse wir letztendlich belegen. Letzte Woche war Orientation Week mit allgemeinen Informationen zu Sydney und zum Studium (und einer Veranstaltung vom campusinternen IT-Shop, die offensichtlich von Apple bezahlt war, weil dort dem gesamten Saal gleich zwei Apple-Werbespots während der Präsentation gezeigt wurden; ironischerweise war die IT-Präsentation die einzige, die mit technischen Problemen zu kämpfen hatte), sowie der großen International Students Party, die recht großartig war (aber bei ~1500 Austauschstudenten muss das wohl so sein), jedoch einen wesentlichen Makel hatte: Kurz nach Mitternacht ging das Licht an, was anscheinend gängig bei offiziellen Studentenpartys ist. Im Anschluss daran gab es daher noch eine ausgedehnte (inoffizielle) Pub-Tour, an der sich dann ebenfalls recht viele beteiligt haben.

Der Hauptcampus der Uni ist übrigens nicht nur ziemlich groß (vom einen Ende zum anderen sind es rund 1,5 Kilometer), sondern auch ziemlich schön, wie man auf folgenden Schnappschüssen wohl ganz gut erkennen kann:

Neben den schicken Sandsteingebäuden gibt es noch zahlreiche andere Gebäude, die durch ihren 70er-Jahre-Block-Stil aber nicht ganz so viel hermachen und daher vorerst nicht auf den Bildern gelandet sind. Was man aber auf den Bildern bereits erahnen kann: Das Wetter hat sich weiter gebessert. Nachdem der Tag meiner Ankunft wohl einer der kältesten Tage seit Jahren war, hat sich die Temperatur jetzt tagsüber bei rund 20 Grad eingependelt, sodass der Winter nun sogar Chancen hat, zum wärmsten Winter EVER zu werden (Klimawandel, ick hör dir trapsen). Könnte ich mich mit anfreunden.

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Zum Abschluss muss noch das Klischee „Die Welt ist ein Dorf“ gestärkt werden. Da reist man einmal halb um den Globus und der zweite Deutsche den man trifft, kommt aus demselben schwäbischen Kaff wie man selbst. Weltstadt Schwaikheim, deine Söhne bereisen die Erde!

Samstag, 18. Juli 2009

I'm good, I'm gone

24 Stunden Flug mit Zwischenstopps in Dubai und Bangkok sind dann doch gar nicht so spaßig, wie man sich das vielleicht vorstellen mag. Interessant ist aber, wie gereizt die Leute dann reagieren und man auch selber wird, wenn sich ein Passagier mit akutem Nierenschaden weigert, das Flugzeug zu verlassen, stattdessen fordert, dass man doch einen Facharzt in der völlig ausgebuchten Maschine mitfliegen lasse und sich daher der Weiterflug mal eben um 90 Minuten verzögert.

Immerhin: Das Essen war angenehm, die Leute neben mir ebenso und das Unterhaltungsangebot ausreichend groß („Sunshine Cleaning“ war gut, „Frost/Nixon“ offenbar ebenfalls, auch wenn ich mir da eine ungünstige Uhrzeit ausgesucht habe und ein paar mal kurz weggenickt bin; „How to Lose Friends and Alienate People“ ist trotz Simon Pegg, dem nachweisbar sympathischsten Schauspieler der Welt, ziemliche Grütze; ansonsten hab ich viele Folgen von „Arrested Development“ und „30 Rock“ angeguckt, was ja nie verkehrt ist). Und: Zwei Sonnenaufgänge innerhalb von 18 Stunden hab ich jetzt auch noch nicht so oft erlebt.

Der Flughafen von Syndey ist dann im Vergleich zu den vorher bereisten Riesenbauten von Dubai und Bangkok eine ziemliche Enttäuschung und könnte in der Form auch genauso gut nach Augsburg passen. Da haben die Aussies noch ein wenig Nachholbedarf.

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Erster Eindruck von Sydney: kalt. Wie mir aber gestern ein netter Schwede und zukünftiger Kommilitone mitteilte, war mein Ankunftstag wohl der kälteste Tag seit Jahren in Sydney, daher hoffe ich da auf zeitige Besserung. Heute ist’s auch schon wieder deutlich angenehmer.

Der erste Tag bestand dann hauptsächlich aus Einchecken ins Hostel, einem kurzen Spaziergang durch die Stadt und dann dem Versuch, mich so lange wie möglich wachzuhalten („Ich hab kein Jetlag, ich bin nur verdammt müde“). Bis ungefähr 18:30 hab ich sogar durchgehalten, dann war Feierabend. 14 Stunden Schlaf später sieht das mit dem Jetlag dann aber auch schon wieder ganz anders aus.

Weitere Auffälligkeit: Die Stadt hasst Fußgänger. Das zeigt sich unter anderem darin, dass man an der Ampel schon mal gute drei Minuten stehen kann, bis die auf grün springt (dann aber immerhin mit einem Geräusch, das stark an eine Weltraumschlacht in Star Wars erinnert). Wenn man dann zügig läuft, schafft man es vielleicht sogar bis zum Mittelstreifen, bis die Ampel wieder auf rot umspringt. Auf der anderen Seite legen die Fußgänger hier auch ein wahnsinniges Tempo vor. Was da jetzt wie und in welche Richtung miteinander korreliert, werde ich natürlich noch herausfinden.

Die australische easy-going-Mentalität zeigt sich dann wieder woanders, zum Beispiel beim Internet hier im Hostel, das zwar vergleichsweise günstig (2$/24 Stunden) ist, dafür aber auch alle paar Minuten ausfällt. Das Hochladen der Bilder war daher auch ein besonderes Vergnügen. Zu sehen sind: Mein Hostel von außen und der Blick auf die Skyline vom Alfred Park aus, der sich direkt vor der Haustür befindet.

Außerdem hab ich mir noch eine australische Prepaid-Karte samt Nummer fürs Handy geholt. 29$ zahlen, 150$ Gesprächsguthaben + 150 Freiminuten zu anderen Vodafone-Kunden bekommen – fairer Deal. Auch ein fairer Deal: Steak mit Mashed Potatoes und Gravy für 7$.

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Zum Abschluss noch direkt die beiden wichtigsten Fragen geklärt: Das Wasser fließt linksrum ab und Vegemite ist absolut ungenießbar. Ich begeb mich dann mal auf Wohnungssuche. Wünscht mir Glück!